Die aktuelle Grabung findet in Nebengebäude 2 statt.
Seit Herbst 2010 wird – mit Unterbrechungen – das zweite Nebengebäuden von insgesamt 17 ausgegraben. Es handelt sich um ein einfaches Wohngebäude mit Küche, allerdings nicht so luxuriös wie die Küche im Herrschaftsbereich, sondern nur für die einfachen Arbeiter. Nördlich des Gebäudes wurden auffallend viele Bruchstücke verschiedener Handmühlen zum Mahlen von Mehl gefunden. Innerhalb des Gebäudes wurden mehrere Herde dokumentiert: Es gab sechs offene Herde auf Fußbodenniveau, von denen fünf fast an derselben Stelle, westlich der Mitte des Gebäudes, lagen (im Plan ist nur Herd 1 eingezeichnet). Natürlich bestanden nicht alle Herde gleichzeitig.
Der jüngste Herd (1) hatte eine Oberfläche aus vier Dachziegeln. Er ist auf Grund der gefundenen Keramik in die Mitte bis in die 2. Hälfte des 3. Jhs. zu datieren. Von dem nächstälteren Herd (2) war die westliche Begrenzung erhalten, die aus zwei Reihen vertikaler Ziegelplatten bestand. Die zugehörige Keramik stammt aus der 1. Hälfte des 3. Jhs.
Die darunterliegenden Herde 3 und 4 sind stratigraphisch gleich alt und ihre Ostkanten lagen in einer Flucht. Die Oberfläche des Herdes 3 wurde aus gebrochenen Ziegelplatten mosaikartig gelegt. Bei Herd 4, nördlich von Herd 3, handelte es sich um eine einzelne große, quadratische Tonplatte von 60 cm Kantenläge. Östlich von Herd 3 gab es ein mit Steinen umstelltes Pfostenloch, das unten auf einer Platte aus Taunusquarzit endete. Dieser Befund wird als Fuß eines Galgens interpretiert, an dem ein Kessel an Ketten hing und über das Feuer geschwenkt werden konnte. Die Herde 3 und 4 sind im 2. Jh. entstanden.
Darunter wurde ein 5. Herd gefunden, der wohl ins 1. Jh. zu datieren ist. Im Gegensatz zu den anderen bestand er nicht aus Ziegeln, sondern aus Kalksteinen.
Der 13 x 10 m große Hauptraum hatte zwei Anbauten: im Süden und im Osten. Letzterer hatte im Gegensatz zum Rest des Gebäudes, der nur Stampflehmböden hatte, einen Fußboden aus Terrazzo (Zementestrich mit roten Ziegelstückchen). Außerdem lag er höher als alle immer wieder erneuerten Stampflehmböden. Daher ist zu vermuten, dass es sich bei diesem Raum um die Speisekammer handelte, die man vor Feuchtigkeit und Mäusen schützen musste.
Wie das erste Nebengebäude hatte das zweite einen Vorgängerbau aus Holz (braun, ca. 7 x 8 m), der mit vier mächtigen, schräg stehenden Pfosten im Boden verankert war. Der südwestliche Pfosten wird z. Z. dendrochronologisch datiert, d. h. durch Zählen der Jahrringe des Baumstamms kann er idealerweise jahrgenau datiert werden. In Anlehnung an die Ergebnisse aus dem Nebengebäude 1 ist mit einer Datierung „um Christi Geburt“ zu rechnen.
Südöstlich des Nebengebäudes 2 wurde zwei Mal der gepflasterte Weg angeschnitten, der die Nebengebäude miteinander verband. Westlich und nördlich um das Nebengebäude 2 führte ein Entwässerungskanal – schon zu römischer Zeit war dieser Bereich offensichtlich zu nass. Die Kanalwände bestanden aus Kalksteinen und waren mit Platten aus Taunusquarzit abgedeckt.
Die Anfänge des Nebengebäudes 2 lagen – wenn auch nur als einfacher Pfostenbau – in den Jahren um Christi Geburt. Das Gebäude scheint, nach dem bisherigen Eindruck der Keramik, wohl Ende des 3. Jhs. aufgegeben worden zu sein.
Die Grabungen werden weiter fortgeführt und können während der Öffnungszeiten der Villa Borg auch besucht werden. Die zuständige Grabungstechniker Dr. Inken Vogt beanwortet auch gerne Fragen.