Der Ennion-Krug
Das Glasofenprojekt 2014 widmete sich formgeblasenem Glas.
Dabei entstanden originalgetreue Kopien des Ennion-Kruges,
der nach einem antiken römischen Glasbläser benannt ist,
der sich sogar mit seinem Namen auf den Gefäßen verewigte.
Seine formgeblasenen Krüge sind die schwierigste Form,
die im ersten Jahrhundert nach Christus hergestellt wurde.
Die Arbeitsschritte
Zur Herstellung des Ennion-Kruges benötigte ein Glasmacher
zwei Keramikformen mit innenliegenden Ritzverzierungen, die
sich später auf das eingeblasene Glas übertrugen (Bild 1).
Mit einer Metallröhre, der „Pfeife“, entnahm der Glasbläser
eine große Portion Glas aus dem 1.050 °C heißen Ofen und
versah das Glas direkt an der Pfeife mit einer Sollbruchstelle.
Hier ließ sich das Glasgefäß später gefahrlos abschlagen.
Die Form für den Körper umschloss das weiche Glas, das
über die Pfeife mit dem Mund aufgeblasen wurde, sodass
das Glas die richtige Form samt Verzierung erhielt (Bild 2).
Genauso verfuhr der Glasbläser mit der anderen Form (Fuß),
fügte beide Teile in heißem, „klebrigem“ Zustand zusammen
und schlug sie an der Sollbruchstelle von der einen Pfeife ab.
Ein erneutes Erhitzen machte das Glas wieder formbar, sodass
der Glasmacher Hals und Rand herausarbeiten konnte (Bild 3).
Es folgte das Anbringen des Henkels (Bild 4).
Ein Kühlofen, auch Entspannungsofen genannt, hielt das Gefäß
bei 450–500 °C den Rest des Tages warm und kühlte nachts ab.
Ohne das langsame Abkühlen bei relativ hohen Temperaturen
würden sich Risse im Glas bilden und das Gefäß zerstören.